Museen im digitalen Wandel

  • BenQ
  • 2020-03-10
Können Sie sich und Ihr Projekt museum.de einmal kurz vorstellen?
Mein Name ist Uwe Strauch und ich bin der Gründer und Inhaber der Plattform museum.de. Als Informatiker kam mir vor über 10 Jahren die Idee, eine Datenbank zu schaffen, an der sich alle Museen weltweit beteiligen können. Konkret können sie ihre Informationen dort selbst pflegen, das heißt, Stammdaten eingeben sowie Nachrichten, Termine, Bildergalerien und Videos einbinden. Darüber hinaus besteht die Option, sich mit Kollegen über Wanderausstellungen auszutauschen und Audioguides zu integrieren. In unserem Magazin, das in gedruckter und digitaler Version existiert, können sich Leser zudem über spannende Themen der Branche informieren.
Wie würden Sie das Selbstverständnis und die Aufgaben von Museen beschreiben?

Grundsätzlich lassen sich die Aufgaben von Museen in vier Säulen unterteilen – Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln. Dabei standen in der Vergangenheit insbesondere die ersten drei Bereiche im Vordergrund. Inzwischen verschieben sich die Kernaufgaben der Museen jedoch immer weiter in Richtung des Vermittelns. Das hängt natürlich damit zusammen, dass Museen sich hohe Besucherzahlen wünschen – und diese aufgrund der Fördergelder sogar zwingend benötigen. Um heutzutage auch ein breiteres Publikum zu erreichen, wollen Museen verstärkt zu Orten des Lernens werden. Deshalb geht die Aufgabe der Museen mittlerweile weit über die reine Präsentation von Exponaten hinaus.

Welche Herausforderungen müssen Museen bewältigen, um interessant und zukunftsfähig zu bleiben?

Durch die Digitalisierung stehen Museen unter Zugzwang, da beispielsweise Digital Natives ganz andere Anforderungen haben. Sie sind mit Technologien aufgewachsen und erwarten, dass ihr Museumsbesuch zu einem Erlebnis wird. Doch genau das birgt auch Risiken, denn viele Institutionen legen ihren Fokus meines Erachtens zu sehr auf Events und Sonderausstellungen. Die Organisation nimmt leider viel Zeit sowie personelle und finanzielle Ressourcen in Anspruch, sodass für die Weiterentwicklung der Dauerausstellungen weniger personelle Resourcen zur Verfügung stehen. Wenn aber ständige Ausstellungen von vorneherein attraktiv gestaltet und kontinuierlich optimiert werden, zieht das langfristig Besucher an. Was die Digitalisierung betrifft, halte ich es prinzipiell für gut und richtig, die Strukturen in Kulturinstitutionen zu modernisieren.

Glauben Sie also, dass die Verbindung von Technologie und Exponaten in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird?

Museen müssen in jedem Fall auf die veränderten Erwartungen reagieren, allerdings sollte Digitalisierung kein Selbstzweck sein. Anders formuliert bedeutet das, dass sämtliche Maßnahmen gezielt auf die Inhalte abgestimmt werden sollten. Je nach Anzahl der Ausstellungsstücke fühlt sich der Besucher schnell von der Informationsflut erschlagen, viele Museen besitzen schließlich tausende Exponate. Manchmal möchten Besucher sich aber noch tiefergehender informieren – für dieses selektive Rezipieren eignet sich die digitale Welt sehr gut. Moderne Technik fungiert demnach als unterstützendes Element. Letztlich müssen die Exponate so individuell und zeitgemäß präsentiert werden, dass sie gut zur Geltung kommen.

Wie könnten solche Maßnahmen konkret aussehen?

Wichtig ist, dass die Technik sich einfach bedienen lässt und keine weitere Erklärung benötigt. So eröffnen etwa interaktive Displays viele neue Möglichkeiten. Schon im Foyer kann ein Museum seinen Gästen neben einem digitalen Lageplan in Echtzeit Informationen zu Führungen und zum Erwerb von Audioguides zur Verfügung stellen. Bei den Exponaten wiederum lassen sich bei der Darstellung verschiedene Ebenen realisieren – erst ist nur der Titel sichtbar, dann eine Kurzbeschreibung und schließlich eine detaillierte Erklärung. Auch ergänzende Diashows und Kurzfilme können Inhalte anschaulich vermitteln. Zusätzlich ermöglichen Projektionen, Smart Mirrors und Virtual Reality-Anwendungen oftmals ein beeindruckend interaktives Besuchererlebnis.

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